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Wenn wir in dieser Zeit hinausgehen und uns umsehen, so sehen wir überall die Lichter glänzen. Wir bereiten uns auf das große Fest vor. Und dennoch, wenn wir in unsere Herzen fühlen und “uns keinerlei Illusion hingeben, sondern der Wahrheit einfach ins Auge schauen, dann kön­nen wir vielleicht doch nicht anders, als uns gestehen: Wie wenig passt alles, was wir an Vorbereitungen und vielleicht auch an Halten des Weihnachtsfestes sehen, auf der einen Seite zu alledem, was sonst um uns herum in der modernen Kultur vor sich geht, und wie wenig passt es auf der anderen Seite zu alledem, was im Grunde genommen doch im tiefsten Herzen des Menschen leben sollte als Erinnerung und als Gedanke an das Größte, was der Menschheit an Impulsen im Laufe ihrer Entwickelung hat werden können.

Wie können wir wieder ein Gefühl dafür erhalten, welch eine reale Macht für alle Menschen und für die ganze Erdenentwickelung in dem Weihnachtsfest uns gegeben ist?

Die Zeiten des Zusammen­hanges mit der spirituellen Welt, wie er bis vor einigen Jahrhunderten noch bewusst vor­handen war, sind nicht mehr vorhanden.

“Es hat sich noch vieles von dem, was die alte Poesie war, in die Häuser mit ihrem Weihnachtsbaum hineingeschlichen. Aber es ist schon das, was in heiligster Stimmung die Dörfer wie ein Mysterium durchwehte, zu einer bloßen äußeren Poesie geworden, zur Poesie des Weih­nachtsbaumes, die zwar noch immer schön ist, aber doch nur ein Nachklang eines Großen ist. Warum ist das so? Weil die Menschheit im Laufe der Zeiten eine Entwickelung durchmachen muss, weil das, was das Innige, das Große und Bedeutsame in einer Zeit ist, in der­selben Art nicht für alle Zeiten bleiben kann. Denn der wäre ein Feind der Entwickelung der Menschheit, welcher das, was für eine Zeit groß ist, hinüberschleppen wollte in andere Zeiten. Eine jede Zeit hat ihre besonderen Aufgaben, und in einer jeden Zeit muss man verstehen, das, was in die Seelen und Herzen der Menschen dringen soll, in einer neuen Weise zu beleben. (…)

Wir brauchen heute andere Mittel, um diese Stimmung in der Seele wachzu­rufen. Wir versenken uns gewiß gern in das, was die Vorzeiten gehabt haben, um die Wege zum Christus-Ereignis zu finden, aber wir müs­sen auch unabhängig sein von der Zeit. Wie sich die Menschen der Vorzeit in die Naturgeheimnisse ganz hineingefühlt haben, so war es nur in einer primitiven Zeit möglich. Wir brauchen heute andere Mittel. (…)

Wir können zur Weihnachtszeit nicht mehr unmittelbar das Große wachrufen, so gern wir auch gerade zu dieser Zeit in unseren Seelen diesen Impuls wachrufen wollten, aber wir suchen es immerdar. (…)

… wenn wir hinblicken zu dem, was der einfache Mensch fühlen konnte, wenn ihm zur heiligen Weihnacht das Kindlein in der Krippe dargeboten wurde, dann sagen wir uns: Solche Stimmungen, solche Gefühle sollen in uns wach werden, wenn wir hinblicken auf das, was geboren werden kann in unserer Seele dann, wenn uns die Geist-Erkenntnis unseren innersten Quell so heilig stimmt, so läutert, daß er in sich aufnehmen kann das heilige Mysterium des Christus-Impulses. (…)

So müssen wir aus dem Materiellen, das in alle Geister, in alle Her­zen eingezogen ist, wieder zum Spirituellen vorschreiten.” (Rudolf Steiner in einem Vortag am 22. Dezember 1910: Das Weihnachtsfest im Wandel der Zeiten)

Wird es möglich sein, auch dann, wenn die krisengeschüttelte Welt um und in uns, die Kriege, die Propaganda, die Angriffe auf die Menschheit uns immer mehr vom Licht entfernen, dass wir Räume erschaffen, in denen sich etwas verbreitet von heiliger Stimmung?

Lasst uns unsere Zusammenkünfte zu “Krippen” werden, auf die wir in einer ähnlichen Art blicken können, wie die Kinder und die Großen am Christabend, wenn die Krippe im Hause, oder früher in der Kirche, aufgerichtet war, hinblickten auf das Kindlein, auf die Hirten davor und auf «Ochs und Esulein, wölche stehn bei dem Krippalein». Dann können wir wieder fühlen, dass von diesem Symbolum Kraft für alle Hoffnung, für alle Menschenliebe, für alle Menschen-größe, für alle Erdenziele in unser Herz strömt.

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